Montag, 25. Januar 2010

Die zweite Woche - das Nicht-Vermissen


Irgendwie konnte ich es selbst kaum glauben, wie schnell ich mich an das Gefühl des Alleinseins gewöhnt habe. Es ist Routine geworden und es pendelte sich alles recht schnell ein.

Nachdem er Ende letzter Woche in die WG gezogen ist, war die Internetverbindung stabiler. Das heißt, die Telefonate brachen nicht mehr ab und man musste nicht krampfhaft versuchen, einen Termin zu finden, an dem man sich mal hören kann. Es lief gut, die vergangenen Tage.

Ich war froh darum, dass ich lange arbeitete, trieb mein Studium voran, brachte meine Wohnung auf Vordermann und ging zum Frisör.

Oh ja, der Frisör! Bei Frauen ja immer ein Zeichen von Veränderung. Und genau das war es auch. Ich bin meine eigene Chefin, also wurde es Zeit für einen neuen Look. Lange Mähne ab, Pony her. Perfekt!

Aber ab und an überkam mich dann doch das schlechte Gewissen. Ist es ein gutes Zeichen, dass man seinen Freund nicht vermisst oder eher ein schlechtes? Spricht es für die Liebe oder dagegen? Verletzt es oder stärkt es?

Ich kann keine klare Antwort geben, weil ich mir nicht sicher bin. Und ich habe ein wenig Angst davor, mir die Wahrheit einzugestehen, egal, in welche Richtung sie geht. Denn entweder spricht sie für Abhängigkeit oder für das Scheitern der Liebe. Schwieriges Thema, das wohl die nächsten Tage meine Gedanken bestimmen wird.

Sonntag, 17. Januar 2010

Die erste Woche - Kommunikationsschwierigkeiten


Die ersten Tage waren schrecklich. Ich war froh um jede Ablenkung, die ich bekommen konnte. Kino, Telefon, Fernsehen schauen, alles hat geholfen. Doch Momente, in denen ich alleine war, habe ich mich auch vollkommen so gefühlt. Alleine. Bei Autofahren oder wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause kam. Wenn ich abends im Bett gelegen habe und vor allem am Wochenende.
Nach außen hin habe ich die Starke gespielt, auch für meinen Freund war ich Tapfere, doch tief in mir drin habe ich nur Leere gespürt. Es war ein Gefühl, als ob etwas in mir fehlt.

Mit dem Abschied hielten weitere Probleme Einzug.
Die Zeitverschiebung ist ein großes Problem. Wenn ich wach bin, schläft er, wenn ich schlafe, ist er wach….wenn er zu Hause ist, sitze ich im Büro, bin ich zu Hause, ist schon wieder Nacht bei ihm. Es war zum verrückt werden.
Alle meine Hoffnung legte ich in das erste Wochenende, in den Samstag als großen Kommunikationstag, doch Pustekuchen. Gerade dieser Tag war der erste, an dem mein Freund abends mit Kumpels unterwegs war…er war nicht zu Hause.
Es tat weh….wirklich.
Dann klappte die Kommunikation nicht wirklich. Die Internetverbindung schmierte dauernd ab, die Verbindung zum Telefon wurde unterbrochen, an den öffentlichen Telefonzellen ist es so laut, dass er nichts verstanden hat von dem, was ich gesagt habe, meine Billignummern funktionierten nur, wenn sie Lust hatten. Es war ein Drama. Und ich verfluchte Australien, ich verfluchte die Technik, ich verfluchte alles.
Aber einen Tag später ging es dann wieder bergauf. Wir konnten kurz telefonieren und es war so wohltuend, seine Stimme in Ruhe zu hören!

Meinem Freund fiel die Eingewöhnungsphase schwer. Er hatte oft Langeweile, fühlte sich alleine in dieser fremden großen Stadt. Er fand keinen Anschluss und hatte Sprachschwierigkeiten. Für ihn war es – genau wie für mich – sicherlich nicht einfach.
Am Donnerstag, den 14.01.2010 feierte ich meine erste Woche ohne Freund mit einem Tattoo, das ich mir stechen ließ. Es soll mir Kraft geben, für die Zeit, die mir noch bevorsteht!

Sonntag, 10. Januar 2010

Der Tag des Abschieds...


Schon lange wusste ich, dass dieser Tag kommen würde und lange genug hatte ich Zeit, mich auf diesen Tag vorzubereiten.
Aber wie bereitet man sich darauf vor, sich für lange Zeit von seinem Freund zu verabschieden? Man kann sich zwar tausendmal einreden, dass er ja bald wiederkommt und dass man tapfer bleiben will, aber wenn des dann mal soweit ist, dann sind alle Gedanken und guten Vorsätze hinfällig.

So im Nachhinein betrachtet bin ich sehr froh, dass ich ihn zum Flughafen gebracht habe und mich nicht schon einen Tag vorher verabschiedet habe. Es war eine wirklich gute Entscheidung.

An dem bösen Tag, den 7.1. bin ich morgens noch arbeiten gegangen, um ihn dann mittags abzuholen. Als ich klingele und er mir die Tür öffnet, sind bei uns beiden die Dämme gebrochen. Wir lagen uns in den Armen, haben geweint und wollten die Zeit anhalten. Wir wollten uns nicht trennen und immer und ewig so verweilen.

Doch die Zeit war gnadenlos und wir machten uns auf die 2-stündige Fahrt nach Frankfurt…wir waren tapfer….doch als ich so auf das Navigationsgerät schaute und es nur noch 11 Minuten bis zum Erreichen des Zielortes waren, ergriff mich die Panik. „Fahr langsamer oder bleib stehen!“
Aber nein, es ging gnadenlos weiter…

Am Flughafen angekommen, holten wir zuerst sein Flugticket ab. Die Dame, die mir sagte „fliegen Sie nicht mit?“ hätte ich am liebsten gelyncht.
Danach waren wir noch gemeinsam etwas Essen und dann hieß es Abschied nehmen. Für mich war von vorneherein klar, dass ich nicht warte, bis er durch die Passkontrolle verschwindet, sich ein letztes Mal umdreht und ich alleine zurückbleibe. Nein, das hätte ich nicht überlebt. Ich gehe, das war meine Bedingung, wenn wir uns verabschieden, dann bin ich diejenige, die geht, und nicht er. Und so haben wir es auch gemacht. Er har mich zum Auto zurückbegeleitet, wir haben wieder viele Tränen vergossen und dann bin ich gefahren.

Es war bisher der schlimmste Moment meines Lebens.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Aus 110 wird 1


Aus 110 Tagen ist 1 geworden…. oha…. wohin verschwindet die Zeit.
Die letzten Wochen, Tage, Stunden sind so unheimlich schnell vergangen. Und jetzt sitze ich hier und der Abschied steht unmittelbar bevor. Heute kommt er ein letztes Mal zu mir, wir kochen sein Lieblingsessen und wollen den Abend genießen. Morgen geht es dann schon Richtung Flughafen und auf in eine ungewisse Zeit.
Wüsste mein Freund, wie es mir die letzten Tage so ging, so würde er mich wahrscheinlich einweisen lassen. Schlaflose Nächte trotz Baldrian und solche Angst vor dem einen Moment…wenn wir uns tschüss sagen, umdrehen und gehen. Horrorszenario vor meinem inneren Auge. In dem einen Moment geht es mir gut und ich verschwende keinen Gedanken an den Abschied und im nächsten Moment kann es schon wieder ganz anders sein. Selbst Zeit anhalten wäre keine Lösung, denn ich will nur, dass dieser Moment endlich der Vergangenheit angehört und ich mich wieder auf etwas freuen kann. Ich will wieder die Tage rückwärts zählen können, aber diesmal nicht 110 Tage bis zum Abschied, sondern eher 110 Tage bis zum Wiedersehen. Das klingt doch schon gleich viel positiver.

Wenn ich so meine Einträge überfliege wird mir doch eins mehr als deutlich. Ich habe gar nicht so sehr Angst vor der Zeit ohne ihn, als vielmehr vor dem einen letzten Moment….so gesehen kann ich mich ja auf morgen freuen. Wenn dieser eine Moment endlich der Vergangenheit angehört!